Lohnt es sich noch als Einzelanwalt tätig zu sein? Gewinnmarge durch eff. Management

Diese Frage ob sich die Gründung oder der Betrieb einer Einzelkanzlei noch lohnt, hängt selbstverständlich in der Hauptsache von den individuellen Gegebenheiten und Ansprüchen ab.

 

Die Umsätze des Einzelanwalts

Meine Kanzlei liegt in einem Vorort von Wiesbaden. 18 % meiner Mandanten kommen aus dem Postleitzahlenbereich meines Kanzleisitzes. Insofern halte ich den Sitz der Kanzlei für nicht so wichtig. Wichtig ist eher eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sowie Parkmöglichkeiten.

Ca. 40 % meiner Mandanten sind Weiterempfehlungen und ca weitere 40 % kommen über meine Homepage und Internetwerbung zu mir.

 

Umsatzrendite

Der Maßstab der Produktivität einer Kanzlei ist die Umsatzrendite, die stark abhängig von der Kanzleigröße ist. Laut der Legal Tribune Online erwirtschaftete eine Einzelkanzlei in West-Deutschland im Jahre 2010 im Durchschnitt 133.000 € Nettoumsatz mit einem Jahresüberschuss (Gewinn) in Höhe von 57.000 €. Dies ergäbe eine Umsatzrendite von 42,8 %.

Durch eine effektive Kanzleiorganisation ohne fest angestelltes Personal und Auslagerung verschiedener Arbeiten auf externe Dienstleister erwirtschafte ich mit rein anwaltlicher Tätigkeit eine Umsatzrendite zwischen 50 und 54 %. Im Jahresdurchschnitt hatte ich 51,4 %. Rechne ich noch Umsätze als Betreuer hinzu komme ich auf rund 60 %, wobei ich häufig Geld in neue EDV investiere.

 

Anzahl der Akten

Gerade als Einzelanwalt halte ich es für wichtig, nur die Mandate anzunehmen, in denen man sich gut auskennt und die mit angemessenem Aufwand bearbeitet werden können. Meine wöchentliche Arbeitszeit schwankt je nach Jahreszeit zwischen 35 und 45 Stunden pro Woche. Um meine Mandanten zufrieden zu stellen und weiterempfohlen zu werden, lehne ich viele Anfragen ab, die nicht die von mir bearbeiteten Rechtsgebiete betreffen und empfehle ggf. andere Kollegen. Meine Mandanten wissen es zu schätzen, dass ich offen sage, in welchen Rechtsgebieten ich wirklich gut bin und nur diese Gebiete auch bearbeite.

Durch effektive Organisation der Kanzlei und Beschränkung der Mandate auf bestimmte Rechtsgebiete, kann ich problemlos 240 Akten oder mehr im Jahr alleine bearbeiten, ohne das ich Nacht- oder Wochenendschichten einlegen muss.

 

 Fazit

Aus den oben genannten Zahlen mag sich jeder selbst überlegen, ob sich für ihn die Gründung oder der Betrieb einer Einzelkanzlei lohnt.

Vorteil ist sicherlich das Wissen alleine für alles verantwortlich zu sein und für sich und nicht für andere Kollegen mitzuarbeiten. Nachteil ist die fehlende Möglichkeit einmal für längere Zeit in der Urlaub zu fahren.  Für mich überwiegen die Vorteile. Für andere mag dies anders aussehen.